Großenbrode hilft dem Arbeitsamt - HP 12.5.1953
ir. In den letzten Tagen waren die Augen aller Deutschen nach Großenbrode gelenkt. Unser sonst so stiller Winkel wurde plötzlich zum Mittelpunkt des öffentlichen Interesses. Viel Arbeit und Vorbereitung war dazu nötig, bis alles so weit war. Der Ausbau des Fährhafens wurde in monatelanger Arbeit vorgenommen und wird sich auch nach den vorliegenden bisherigen Aufträgen noch bis Ende des Monats hinziehen.Er hatte auch für Heiligenhafen eine gewaltige Bedeutung. 350 - 400 Arbeiter waren nämlich aus dem Gebiet der Arbeitsamtsnebenstelle Heiligenhafen dabei beschäftigt und helfen auch weiter an der Fertigstellung der Arbeiten mit. So entlastete Großenbrode in starkem Maße den hiesigen Arbeitsmarkt. "So ein gutes Jahr haben wir noch nie gehabt" konnte darum Richard Grapengeter, der Leiter unseres Arbeitsamtes, auch im Rathaus sagen. Es sind z. Zt. nur noch 270 Arbeitslose im Gebiet dieser Nebenstelle vorhanden; eine so niedrige Zahl ist seit Bestehen, d.h. seit 1945, noch nicht erreicht worden. Im vergangenen Jahr waren zur gleichen Zeit noch 907 Personen, 1951 im März 1135 Menschen arbeitslos. Damals gehörte Heiligenhafen zu den Sorgenkindern des Arbeitsamtes Lübeck, denn es war unter den schlechtesten Nebenstellen des Bezirks. Jetzt aber hat es durch die Ankurbelung der Bauwirtschaft - insbesondere in Großenbrode - mächtig aufgeholt.
Viele Arbeitskräfte in Heiligenhafen, die jetzt in Großenbrode arbeiten, sind für ihre jetzige Tätigkeit nicht vorgesehen, sondern haben andere Berufe erlernt. Für sie ist dieser Einsatz nicht leicht. Jedoch meldeten sich viele, um endlich überhaupt wieder einmal Arbeit zu haben und das Leben ihrer Familien etwas zu verbessern. Man hofft, daß auch, wenn die bisher an die einzelnen Firmen verteilten Aufträge Ende Mai termingemäß fertiggestellt sein werden, sich doch noch weitere Arbeitsmöglichkeiten aus den bisher geschaffenen Anlagen, sei es im Straßenbau oder in anderer Weise, ergeben werden.
Sehr schöne Dauer-Arbeitsplätze ergab der Gaststättenbetrieb auf dem neuen Fährschiff. 20 junge Menschen aus Heiligenhafen konnten dorthin vermittelt werden; sei es in die Küche, ans Buffett oder als Hausdiener. Dieser Betrieb wird als einer der modernsten und besten, den wir im Bundesgebiet in dieser Art überhaupt haben, bezeichnet, und es ist zu hoffen, daß sich auch unsere Heiligenhafener an Bord der "Deutschland" wohlfühlen werden und zugleich mit dem Schiff und seiner Besatzung für Deutschland werben.