„Deutschland" in Dienst gestellt - HP 12.5.1953
Jungfernfahrt mit Heuss, Seebohm und 300 geladenen Gästen
Von unserem Korrespondenten
Großenbrode. Eine der größten Eisenbahnfähren Europas, die 4120 BRT große „Deutschland", hat am Sonnabend mit Bundespräsident Heuss, Bundesverkehrsminister Dr. Seebohm und 300 geladenen Gästen ihre Jungfernreise von Großenbrode nach Gjedser auf der dänischen Insel Falster gemacht.
Bei leichtem Regen und böigem Wind warf das 114 Meter lange, 1000 Fahrgäste und zehn D-Zugwagen oder 110 Kraftwagen fassende Schiff kurz nach 13 Uhr die Trossen los, um die neue Gegenverkehrsverbindung herzustellen, die Bundespräsident Heuss als einen „wichtigen Beitrag zur Vertiefung der deutsch-dänischen Beziehungen und darüber hinaus zur Völkerverständigung" bezeichnete.
In seiner kurzen, im Plauderton gehaltenen Rede vor den Gästen würdigte Heuss die Wiederaufbauarbeiten der Deutschen Bundesbahn. Er sagte, daß die moderne Technik dazu beitragen müsse, Mißverständnisse zwischen den Völkern aus dem Wege zu räumen und die Seelen im versöhnlichem Sinne zu beeinflussen. „Die Seeluft kennt keine Staatsgrenzen", meinte er lächelnd.
Noch kürzer faßte sich Bundesverkehrsminister Dr. Seebohm, als er von der festlich geschmückten Tafel aufstand und sagte: „Man hat mich gebeten, kurz zu Ihnen zu sprechen. Das will ich tun. Ich bitte Sie, mit mir das Glas zu erheben und zu trinken auf das ewige Deutschland." Nach Dr. Seebohm sprach der Generaldirektor der dänischen Staatsbahnen, Tarkelsen, und kündigte an, daß die Dänischen Staatsbahnen im nächsten Jahr eine Art „Schwesterschiff" zur „Deutschland" in Betrieb nehmen würden. Diese Fähre solle den Verkehr über den Großen Belt entlasten.
Die Strecke Großenbrode—Gjedser wurde bisher von dem dänischen Fährschiff „Danmark„ allein befahren. Mit dem Einsatz der „Deutschland" erhöht sich der Fährverkehr auf täglich drei Fahrten in jeder Richtung. Die bisher recht mangelhafte Bahnverbindung zwischen dem Festland und Skandinavien wird dadurch erheblich verbessert.