Ueber die Seitens des Actions-Comite´s der Handelskammer Kiel, welches die Vorbereitungen für Herstellung einer Eisenbahn Kiel - Schönberg - Lütjenburg, mit eventueller Verlängerung nach Oldenburg hin, zu treffen hat, am Montag und Dienstag dieser Woche unternommene Reise, um sich mit den Ansichten der Bevölkerung in den bezüglichen Districten hinsichtlich des Bahnprojects bekannt zu machen, erfährt die "K. Ztg." Folgendes: Nachdem von gewisser Seite eine Erweiterung des Planes in östlicher Richtung auf Heiligenhafen und im Westen von Kiel auf Rendsburg in Vorschlag gebracht worden, galt es, auch diesen Gesichtspunkt ins Auge zu fassen. Das Comite (bestehend aus den Herren Konsul Sartori, Kaufmann J. W. Seibel und Fabrikant Friedrichsen, denen sich noch die Herren Holzhändler Loeck und Sekretär Hansen angeschlossen hatten) war daher zunächst angenehm berührt, als dasselbe bei der Ankunft per Dampfschiff in Heiligenhafen von den Herren Bürgermeister Lenze und den Stadträthen Steffens uns Schönfeldt in Empfang genommen wurde, die das Interesse ihrer Stadt an einer derart verlängerten Bahnroute darlegten. Bekanntlich liegt schon seit längerer Zeit ein fertig ausgearbeitetes Project für die auf 13 Kilometer berechnete Strecke Heiligenhafen - Oldenburg vor. Man glaubte die Zusage machen zu können, daß für ein etwaiges neues Nivellement, bei welchem ja die älteren Vorarbeiten berücksichtigt werden dürften, aus communalen Mitteln ein entsprechender Beitrag geleistet werden und auch die weitere Förderung der Sache Unterstützung finden würde. In den Besprechungen kam namentlich das bedeutsame wirtschaftliche Interesse der Insel Fehmarn an der bahn zum Ausdruck, in Folge dessen wohl auch von dort auf eine lebhafte Unterstützung Rechnung zu machen sei. In Oldenburg trat das Komite mit den Herren Bürgermeister Hingst, den Stadträthen Krüger, Mackeprang und Ivers, ferner dem Stadtverordneten Dr. Schröder und noch einigen einflussreichen Männern aus Stadt und Umgegend in Verbindung. Auch hier gab sich eine rege Sympathie für die Bahn - freilich am liebsten ohne Heiligenhafen - kund. Gleichfalls bezüglich der Strecke Oldenburg - Lütjenburg oder vielmehr Schmiedendorf bei Lütjenburg existiert bereits ein Nivellement, allerdings für eine schmalspurige Bahn. Unter den Besitzern der Hauptgüter, welche auf dieser Route berührt werden, wurden einzelne genannt, die bei der Hergabe von Grund und Boden für die Bahn voraussichtlich namhafte Zugeständnisse machen würden. Die genannten Herren in Oldenburg erklärten sich bereit für eine weitere Agitation in der Sache in Stadt und Land thätig sein und für Aufbringung einer Quote zu den Nivellementskosten, sei es aus Gemeinde-, sei es aus Privat-Mitteln, eintreten zu wollen.In Lütjenburg, der dritten Hauptstation der Reise, setzte man sich gleichfalls mit einigen bekannten Männern in Beziehung. Hier scheint nun freilich theilweise ein sehr starkes Vertrauen dazu zu herrschen, daß der Staat - nach dem Wunsche der Mehrheit der Plöner Februar-Versammlung - ohne weitere Bemühung von Seiten der Bevölkerung die Bahn Kiel - Schönberg - Lütjenburg - Eutin bauen werde, welche Hoffnung durch ein überall daselbst bekanntes Schreiben des Herrn Ministers Maybach an Se. k. Hoheit den Landgrafen von Hessen gewährt wird.
Wie die "W. F. Bl." mitteilen, wird die Kreis Oldenburger Eisenbahn von Sonntag an bis auf Weiteres regelmäßige Extrazüge befördern, und zwar von Oldenburg Abends 9 Uhr 40 Min. nach Neustadt, Ankunft daselbst 10 Uhr 40 Min. und von Neustadt Abends 11 Uhr 10 Min. nach Oldenburg, Ankunft daselbst 12 Uhr 10 Min. Beide Züge halten auf den Zwischenstationen, auf den fakulativ-Haltestellen jedoch nur nach Bedarf.