Die kleine Vogelfluglinie (1949-1958)

Wird die "Vogelfluglinie" Wirklichkeit - HP 09.11.1954

Wird die "Vogelfluglinie" Wirklichkeit - HP 09.11.1954

Der Beschluß der schwedischen Staatsbahnen, den Verkehr zwischen Trelleborg und Saßnitz durch den Bau einer viergleisigen Zugfähre zu intensivieren, hat in Dänemark und Westdeutschland große Aufmerksamkeit erweckt. Auf einer mehrtägigen Besprechung in Lübeck haben nun Vertreter der Deutschen Bundesbahn und der dänischen Staatsbahnen die Frage erörtert, welche Maßnahmen notwendig sind um den Gedanken der "Vogelfluglinie" als Hauptverkehrsweg zwischen Skandinavien und Mitteleuropa über Westdeutschland verwirklichen zu können.

Die deutschen und dänischen Experten sind durch den Beschluß der schwedischen Eisenbahn vor folgende Situation gestellt worden: Noch vor dem Bau der neuen Fähre, die 20 Millionen schwedische Kronen kosten soll, wird nach den Beschlüssen der Budapester Fahrplankonferenz der durchgehende Zugverkehr zwischen Trelleborg und Saßnitz nach München durch die Sowjetzone aufgenommen. Das erste Zugpaar wird vermutlich schon im Sommerfahrplan enthalten sein. Diese neue Linie soll den Skandinaviern eine schnellere Verbindung nach Süddeutschland, Österreich, Italien und Jugoslawien ermöglichen, wobei vorausgesetzt wird, daß die Züge in der Sowjetzone normale D-Zug-Geschwindigkeit erhalten.

Demgegenüber sind Bundesbahn und dänische Staatsbahn stark daran interessiert, die gegenwärtige Verbindung Gjedser - Großenbrode auszubauen oder was der "Vogelfluglinie" entspräche, eine neue Fährverbindung zwischen Puttgarden auf Fehmarn und Rödby Hafen zu schaffen. Voraussetzung wäre, auf deutscher Seite eine feste Verbindung über den Fehmarnsund, auf dänischer Seite eine Brücke über den Oeresund zu bauen. Der gegenwärtige westdeutsche Fährhafen Großenbrode ist unzulänglich. Wenn der Verkehr nach dem Norden über Dänemark verstärkt werden soll, müßte der Hafen ausgebaut werden. Die Kosten würden ungefähr 16 Millionen DM betragen.

Die Vorteile der "Vogelfluglinie" umriß Generaldirektor Therkelsen von den dänischen Staatsbahnen mit folgenden Worten: "Die Fährverbindung Gjedser - Großebrode, 72 Kilometer lang, erfordert eine Fahrzeit von drei Stunden. Auf der Route Rödby - Puttgarden auf Fehmarn, 18 Kilometer lang, verkürzt sie sich auf 50 Minuten. Sobald die Bundesbahn die Arbeit zur Verwirklichung der Idee aufnimmt, folgt Dänemark auf dem Fuße. Die Kosten werden sich, soweit sie auf die dänischen Staatsbahnen entfallen, auf rund 40 Millionen Mark belaufen." Therkelsen betonte, auf deutscher Seite herrsche volles Einverständnis und der Wille, lieber größere Kosten auf die Ideallinie auf sich zu nehmen, als viele Millionen in den Ausbau des Hafens von Großenbrode zu stecken, der trotzdem ein Provisorium bleiben würde. Wenn die deutsch-dänischen Besprechungen zu einem Uebereinkommen führten, könne man damit rechnen, daß ein fast 50 Jahre alter Traum der Verkehrsfachleute sehr bald Wirklichkeit werde.

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