Die kleine Vogelfluglinie (1949-1958)

Fehmarn soll mit dem Festland verbunden werden - HP 27.11.1951

Fehmarn soll mit dem Festland verbunden werden - HP 27.11.1951

Zwei Kilometer langer Damm geplant — „Vogelfluglinie" auf dem Reißbrett — Wissenschaftliche Vorarbeiten

Burg auf Fehmarn. Das Projekt der „Vogelfluglinie", einer leistungsfähigen Auto­straße, die Dänemark auf dem kürzesten Wege über die Insel Laaland und Fehmarn mit Mitteleuropa verbinden soll, stand in Lübeck im Mittelpunkt deutsch-dänischer Be­sprechungen. Die Vogelfluglinie soll von Roedby auf Laaland über Puttgarden im Norden der Insel Fehmarn über Großenbrode und Lü­beck nach Hamburg führen und von dort als Autobahn bis nach Basel fortgesetzt werden.

Diese internationale Durchgangsstraße erfordert zwischen dem Festland und. der Insel Fehmarn den Bau eines gewaltigen Dammes von etwa zwei Kilometer Länge und 25 Meter Kronenbreite, der Bahngeleise und die Auto­straße tragen soll. Die Kosten für dieses Bau­werk über den Fehmarnsund werden auf etwa 14 Millionen Mark geschätzt. Da man sich bei einem so kühnen Projekt auf keine Experimente einlassen kann, beauftragte das Land Schleswig-Holstein die gewässerkundliche Untersuchungsanstalt beim Wasser- und Schiffahrtsamt   Ostsee in   Heiligenhafen mit den wissenschaftlichen Vorarbeiten.

Um die beste Stelle für den Dammbau zu finden, müssen unter anderem die Strömungsverhältnisse an der künftigen Baustelle unter­sucht und geographische und morphologische Forschungen an den Küstenrändern durchge­führt werden. Neue See- und Küstenkarten sind aufzustellen und ihre Eintragungen mit den im Jahre 1875 aufgestellten katasterli­chen Erhebungen zu vergleichen. Geologische und hydrographische Untersuchungen der ge­wässerkundlichen Forschungsanstalt sollen Aufschluß darüber geben, welche Einflüsse und Umstände an bestimmten Küstenab­schnitten im Laufe der Jahrzehnte zu Ab­brüchen und Anlandungen geführt haben.

Die Wasserbehörden wollen wissen, welche möglichen Folgen der Bau eines Dammes durch den Fehmarnsund haben kann. Man befürchtet beispielsweise, daß die Deiche auf der Insel Fehmarn einem Steigen des Was­serspiegels nicht gewachsen sein könnten. Man will Unterlagen darüber haben, ob unter Umständen die Häfen Orth, Lernkenhafen, Heiligenhafen und Burgstaaken infolge des Dammbaues, versanden, oder der Dammbau ihre Versandung beschleunigen könnte. Berücksichtigt werden muß auch die Möglich­keit, daß die anliegenden Buchten verschlicken.

Der Bauplan sieht in der Mitte des Dam­mes eine große Schleuse, vor, Um für Schiffe eine Durchfahrtsmöglichkeit zu schaffen. Da beiderseits des Dammes durch den Wind ein verschieden hoher Wasserstand eintreten wird, müssen auch die Strömungsverhältnisse im Fehmarnsund genau ermittelt werden. Die Strömung schwankt augenblicklich zwischen zwei und acht Meter in der Sekunde. Von den genauen Berechnungen des Strömungsvorganges hängt es ab, welchem Druck die Schleuse gewachsen sein muß.

Die Arbeit der gewässerkundlichen For­schungsanstalt in .Heiligenhafen wird sich über einen Zeitraum von etwa zwei bis drei Jah­ren erstrecken. Bis dahin müssen durch ge­naue Untersuchungen alle Naturkräfte auf See und in Küstennähe genau erfaßt und be­urteilt werden. Erst dann kann man mit dem Bau des Straßen- und Eisenbahndammes über den Fehmarnsund beginnen, der den jahr­zehntealten Plan der „Vogelfluglinie" Wirk­lichkeit werden lassen soll.

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